Am 17.Juni geht die Netflix-Serie Orange is the New Black in die 4.Staffel! Ich bin schon ganz aufgeregt und bin mir sehr sicher, dass ich trotz EM viel zu schnell wieder mit den neuen Episoden fertig sein werde… Warum das so ist und warum das bei JEDEM so sein sollte? Kaum eine andere Show bietet Frauen – und tatsächlich insbesondere lesbischen Frauen – so viel geniale Bildschirmpräsenz.
Der grobe Inhalt von Orange is the New Black könnte schnell erzählt sein: Die 31-jährige Piper Chapman tritt eine 15-monatige Gefängnisstrafe an und begegnet dort einigen skurrilen und mehr oder minder liebenswerten anderen Insassinnen – vor allem aber sich selbst. Ihre Zeit im Frauenknast ist manchmal ziemlich lustig, andere Male traurig, anstrengend und auch ab und an eigentümlich schön. Dabei lebt die Sendung von ihren vielen starken Charakteren, die ihre eigentlich nicht sonderlich originelle Thematik (Frauenknast-Geschichten gibt es schon sehr lange…) mit Besonderheit füllen. Ich habe mal aufgelistet, was OITNB für mich so sehenswert macht…
Die polarisierende Protagonistin: Piper Chapman
Wer Piper zum ersten Mal sieht, glaubt sie sofort zu kennen: blond, attraktiv, finanziell versorgt, gebildet, glücklich verlobt mit dem netten Larry und stets bemüht, alles richtig zu machen – eigentlich ein ziemlich langweiliger Charakter. Aber dann kommt’s: Die ach so unschuldig anmutende Piper hat eine Vergangenheit. Sie landet im Gefängnis, weil sie in ihrer wilden Zeit nach dem College für ihre damalige Freundin – ihre feste Freundin – Drogen geschmuggelt hat. Mit dieser Vergangenheit will die anständige Piper eigentlich nichts mehr zu tun haben. So wandelt sie reichlich naiv zunächst wie ein Fremdkörper durch das Gefängnis Litchfield und lässt kein Fettnäpfchen aus, um sich bei den anderen Insassinnen unbeliebt zu machen… Mit der Zeit jedoch gewöhnt sie sich an den rauen Gefängnisalltag. Mehr und mehr wird ihr klar, dass sie gar nicht die anständige Person ist, die sie gerne gewesen wäre – sondern eine manipulative und manchmal gar psychopathisch anmutende Narzisstin.
Das Publikum von OITNB steht Piper mittlerweile ganz schön gespalten gegenüber, wenn man die Kommentare im Netz mal so verfolgt. Möglicherweise liegt das daran, dass sie als 0815-Charakter startet, mit dem sich die meisten Zuschauer zunächst bedenkenlos identifizieren konnten – doch dann im Verlaufe ihrer Entwicklung ganz schön unsympathische Eigenschaften offenbart. Sie lügt, sie betrügt, sie bereut und begeht doch wieder dieselben Fehler – manch einer findet das nervig. Auch ich hab mich gerade in Staffel 3 sehr über Piper geärgert… aber kann sie doch nicht nicht mögen. Ich finde, solche Dissonanzen machen einen interessanten Charakter aus.
Die lesbische Liebesgeschichte: Piper & Alex
Vielleicht fände auch ich Piper ätzend, wäre sie nicht in eine lesbische Liebesgeschichte verstrickt, die ich eindeutig “shippe”. Direkt am ersten Tag im Knast stößt Piper auf die Frau, die ihr die Haftstrafe erst eingebracht hat – ihre Exfreundin Alex Vause. Während man als Zuschauer anfangs noch verleitet ist, Pipers Standpunkt einzunehmen und Alex als blöden, arroganten Ursprung ihres Übels zu betrachten, dreht sich das Blatt im Verlaufe der Sendung noch gewaltig. War zumindest bei mir so. Alex erweist sich als keinen Deut schlechter als Piper – vielleicht sogar eher als die reifere Person. Sie ist schön, stark und clever – wie sonst würde man sich als Lesbe einen lesbischen TV-Charakter wünschen? Und dazu ist Alex einfach so… so…
Recht schnell zeigt sich, dass der Funke zwischen Piper und Alex nie erloschen ist – und es beginnt eine On-Off-Lovestory. “Vauseman”, wie die Paarung in Fan-Kreisen genannt wird, macht es dem Fan-Herz nicht einfach. Beide Charaktere haben sich weh getan und tun es bisweilen weiter – und doch lodert zwischen ihnen eine Leidenschaft, die ihresgleichen sucht.
Und süß sind sie auch noch.
Was mich daran so freut – in welcher anderen Serie, die sich an so ein breites Mainstream-Publikum widmet, haben wir schon mal so ein lesbischen Pärchen im Mittelpunkt des Geschehens gehabt? Hm? Eben!
Die Botschaft: Jeder Mensch hat seine Geschichte
Litchfield beherbergt eine Fülle an Insassinnen – und jede hat ihre Geschichte. OITNB verfolgt das Motto “Every sentence is a story” und zeigt den Zuschauern in Flashbacks, was die Insassinnen (und teilweise auch die Gefängniswärter/innen) überhaupt nach Litchfield geführt hat. Ob die russische Küchenchefin Red, die stumme Norma oder die von allen nur Crazy Eyes genannte Suzanne, die von sich selbst sagt: “I’m not crazy – I am unique” – alle diese Frauen haben ihre Vergangenheit und die meisten sind überhaupt nicht so, wie man erwartet hätte. So bekommen die Charaktere im Verlauf der Serie immer mehr Tiefe und offenbaren, dass es kein klares Gut und Böse, Schwarz oder Weiß gibt – sondern auch eine ganze Menge Grau. Oder auch Orange.
Die Sozialkritik: Der Knast als Spiegel der Gesellschaft
Die vielen verschiedenen Damen im Frauenknast decken so ungefähr jede Klasse, Rasse, Religion und Sexualität ab, die einem so einfallen kann – und spiegeln somit die Gesellschaft in ihrem eigenen Mikrokosmos. Mit welchen Problemen und Vorurteilen die jeweilige Gruppe zu kämpfen hat, wird vielfach thematisiert. Zudem behandelt die Serie auch die generelle amerikanische Gefängnis-Problematik, bei welcher Gefängnisse privatisiert und mit Häftlingen nur so vollgestopft werden. Vor dem Hintergrund des Frauengefängnisses werden natürlich besonders viele Frauen gezeigt und repräsentiert – so kann man diese Serie auch für ihren feministischen Aspekt lieben.
Meiner Ansicht nach bietet die Serie Orange is the New Black für jeden etwas. Sie kann ein Bewusstsein für Vielfalt fördern, dazu einladen, Handlungen zu hinterfragen und nebenbei auch einfach mit einigem Humor unterhalten. Aber eben nicht zu viel Humor – bei allem Witz bleibt noch genug Raum für Dramatik und Tragik, um der Serie die nötige Ernsthaftigkeit für intelligente Botschaften zu geben. Naja – und Homosexualität wird ein prominenter Platz zuteil. Neben Piper und Alex gibt es nämlich noch einen Haufen weiterer Charaktere mit lesbischen oder bisexuellen Tendenzen. Wenn man so will, kann man OITNB als die international erfolgreichste lesbische Serie aller Zeiten bezeichnen. Da bleibt mir also gar nicht mehr viel zu sagen, außer: unbedingt weiterschauen!
Schreibe einen Kommentar