Jacki hat „Indianer im Kopf“! Aber nicht nur das – die neue Pastorin geht ihr ebenfalls nicht mehr aus dem Sinn… Das neue Buch von Corinna Behrens verknüpft spirituelle Themen mit lesbischer Liebe.
Der Klappentext:
»Ich zwang mich, meinen Blick von ihr zu lösen und mein Herz zur Räson zu bringen. Ich schien nicht mehr Herrin meiner Sinne zu sein. Wie denn auch, wenn meine Traumfrau direkt vor mir stand?« Ausgerechnet in die neue Pastorin muss sich Jacki Hals über Kopf verlieben. Sie heißt Mirjam und ist natürlich verheiratet: mit dem ebenso smarten, wie undurchsichtigen Pastor Huber. Als dieser auch noch ihr Vorgesetzter wird, ist ihr Arbeitsverhältnis von Beginn an problematisch. Für Jacki ist dieses Gefühlschaos eine mittlere Katastrophe, denn sie hat es sich in ihrem Leben bequem eingerichtet. Ihre beste Freundin Monika, die sich spirituell den Indianern verbunden fühlt, nennt sie »Schwester Hasenfuss«, weil sie nicht zu ihrer lesbischen Seite stehen kann. Nach einer gemeinsamen Meditation mit rituellem Kiffen treten plötzlich auch in Jackis Leben Indianer, die sich nicht mehr so einfach abschütteln lassen. Welche Rolle spielen Spirit Hawk und die alte Indianerin Mahpea? Und welches dunkle Geheimnis umgibt Pastor Huber? Mehr und mehr überschreitet Jacki die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit.
Mein Leseerlebnis:
„Indiander im Kopf“ spielt in einer kleinen Ortschaft, in der noch jeder jeden kennt. Die 28-jährige Jacki lebt dort und arbeitet für die evangelische Kirche. Dass sie lesbisch ist, weiß keiner – für Jacki ist es undenkbar, ihr Geheimnis in der kleinen Gemeinde zu enthüllen. Bisher fuhr sie mit dem Singlesein und heimliche Affären haben gut, doch als sie sich auf den ersten Blick in die neue Pastorin Mirjam verliebt, kommt Bewegung in ihr Leben.
Natürlich ist die große Frage des Buchs, ob und wenn ja, wie Jacki und die verheiratete Pastorin zusammenfinden. Hinderlich in dieser Liebesgeschichte ist nicht nur Mirjams manipulativer Ehemann, sondern auch Jackis Angst vor einem offenen lesbischen Leben. Sowohl Jacki als auch Mirjam brauchen eine Weile, bis sie so weit sind, sich wirklich ihren Problemen zu stellen und rasen so auf die Katastrophe zu.
Mit Jacki, aus deren Sicht man den Großteil der Geschichte liest, konnte ich mich gut identifizieren. Einiges von ihrer Gedankenmacherei kenne ich von mir selbst zu gut… Außerdem mochte ich ihre ironische Art. 🙂 Während ich Jackis Blockaden und Ängste mitfühlen konnte, habe ich mich in Mirjams Fall durchaus gefragt, wie sie in ihrer Lebenssituation, die sich früh als nicht ganz so glücklich entpuppt, bloß solange stecken bleiben konnte. Hier greift das Buch ein sensibles Thema auf und zeigt, dass manchmal gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen richtig und falsch, gut und böse, lieben und hassen gar nicht weit auseinander liegen.
Hilfe in dem ganzen Gefühlschaos bekommt Jacki von den Indianern. Ihre Visionen von Spirit Hawk und Mahpea stehen im krassen Kontrast zu ihrem eigentlichen christlichen Glauben, findet Jacki – doch letztlich sind sich die spirituellen Gesinnungen gar nicht so unähnlich. Corinna Behrens löst so (durchaus mit einem Augenzwinkern) religiöse Gegensätze auf und zeigt, dass es keinen richtigen und falschen Glauben gibt, sondern höchstens blöde Menschen, die den Glauben missbrauchen. Genau so steht es mit der Liebe, der Homo- und Heterosexualität – es gibt kein richtig oder falsch. Eine schöne unterschwellige Botschaft, wie eine Dorfbewohnerin im Verlaufe des Buches feststellt: „Das Wesentliche in unserem Leben ist doch die Liebe.“
Fazit: Leicht zu lesende, mal witzige und mal spannende Lektüre über Liebe, Glaube und die Kraft, zu sich selbst zu stehen.