Ich LIEBE “Die Schöne und das Biest”. Der Zeichtrickfilm von Disney ist mein absoluter Lieblings-Disneyfilm. Nun ist die Realfilm-Fassung im Kino zu sehen – und ich möchte Euch nahelegen, Euch diesen Film anzusehen, denn seine Botschaft ist eine Hommage an den Mut “anders” zu lieben.
Vorweg – ich liebe Disneyfilme und mehrere davon rangieren in meinem persönlichen Ranking nah beieinander (“Der König der Löwen”, “Mulan”, “Tarzan”, “Frozen”…). Aber müsste ich mich entscheiden: Mein Lieblingsfilm wäre “Die Schöne und das Biest” von 1991. Die Geschichte von der schönen Belle, die sich in ein Biest verliebt, hat mich seit jeher fasziniert. Nicht nur, weil Disneys Umsetzung dieses französischen Märchens (aus dem 18. Jahrhundert von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve) so charmant und voller wunderbarer Musik ist. Nicht nur, weil Belle eine der emanzipiertesten, cleversten und für Mädchen vorbildhaftesten Disney-Prinzessinnen ever ist (und in die ich sicherlich immer ein bisschen verknallt gewesen bin). Nein – sondern auch, oder besonders, weil die Botschaft dieser Geschichte meinen sehnlichsten Wünschen nach Liebe so entgegenkommt wie kein anderer Disneyfilm.
Disney hat bislang nicht viel für seine LGBT-Anhängerschaft getan – bis darauf, eine vage Hoffnung auf eine lesbische Eiskönigin bestehen lassen (und Fans dazu zu inspirieren, die Disney-Prinzessinnen mal anders zu verpartnern…). Ansonsten bewegen sich die geliebten Disneyfilme in einem sehr heteronormativen Universum – doch „Die Schöne und das Biest“ bricht mit den Konventionen.
Die Handlung ganz kurz zusammengefasst: Belle (2017 gespielt von der wundervollen und von mir für ihren Einsatz im Feminismus in höchstem Maße bewunderten Emma Watson) lebt mit ihrem Vater in einem Dorf voller einfacher, engstirniger Bürger. Belle gilt aufgrund ihres Interesses an Büchern statt Männern, wie dem Schönling und Fiesling Gaston, als Sonderling der Dorfgemeinschaft. Als ihr Vater eines Tages auf einer Reise bei einem verwunschenen Schloss landet und dort von dem Schlossbesitzer, einem Biest, eingesperrt wird, opfert sich Belle für ihren Vater als Ersatz-Gefangene. Das Biest ist – wie Belle nicht weiß – ein verzauberter Prinz, der aufgrund herzloser Handlungen dazu verdammt wurde, für immer in einer tierischen Gestalt zu leben, wenn er nicht lernt, ehrlich zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Long story short: Durch gegenseitiges aufeinander zugehen gelingt es nicht nur dem Biest, sich selbst zu überwinden und Liebe zu empfinden, sondern auch Belle, sich in das Biest zu verlieben. Und so bricht sie den Bann.
Früher als Kind war mir nicht klar, was genau mich an dieser Geschichte so packte. Ich mochte die Figuren, die Lieder, den Witz – aber die komplexe Botschaft der Geschichte war mir nicht bewusst. Heute blicke ich etwas anders darauf. Man könnte glauben, es handele sich hier einfach um ein typisches Boy-Meets-Girl-Märchen, eine weitere klischeehafte Thematisierung heterosexueller Liebe. Aber das ist es eben nicht. Der Kern von “Die Schöne und das Biest” ist tatsächlich, dass Liebe jegliche Äußerlichkeiten, gesellschaftliche Konventionen und Erwartungen überwindet. Dass es möglich ist, Liebe zu fühlen und zu empfangen, auch wenn nichts und niemand daran glaubt. Dass eben nicht das Klischee die Antwort ist – sondern etwas anderes, etwas, dass wir mit unserem Verstand nicht nachvollziehen können.
Liebe überwindet jegliche Konventionen
Seien wir mal ehrlich: Wer von uns könnte sich vorstellen, sich in ein Biest zu verlieben? In ein haariges, ungetümartiges Wesen, dass keinem unserer menschlichen Schönheitskriterien entspricht? Ich habe Interpretationen des Märchens gelesen, die sagen, die Haarigkeit des Biests sei letztlich nur eine Überzeichnung seiner Männlichkeit – was die Geschichte wieder in ein arg heteronormatives Licht rücken würde. Tatsächlich aber kennt das Märchen von “Die Schöne und das Biest” wahnsinnig viele Umsetzungen in Form von Bilderbüchern und Filmen, die jeweils auf ganz unterschiedliche Darstellungen des Biest zurückgegriffen haben. Das Original-Märchen, das als pädagogische Erzählung für junge Damen gedacht war, definiert das Äußere des Biests überhaupt nicht. Sein Antlitz bleibt ganz den Vorstellungen der Leserschaft überlassen. Disney hat sich für eine löwenartige Gestalt entschieden, die noch genug menschliche Züge besitzt, damit der Zuschauer zumindest ein bisschen Belles Gefühle nachvollziehen kann. Aber – darum geht es gar nicht. Das Biest ist vor allem: Nicht das, was sich die Gesellschaft als Objekt der romantischen Begierde vorstellt! Und trotzdem ist es liebenswert.
Belle hat zu keinem Zeitpunkt der Geschichte eine Ahnung davon, dass sich hinter dem Biest ein ganz normaler Mensch versteckt. Sie hat keine Ahnung, dass ihre Zuneigung seine Erlösung bedeuten würde. Alles, was sie weiß, ist, dass sie zu diesem Wesen eine starke Form der Zuneigung empfindet – und dass es letztlich, zu guter Happy-End-Letzt, einfach Liebe ist. Denkbar, dass sich das Biest nach seiner Erlösung auch in eine fesche Prinzessin hätte verwandeln können. Wäre doch möglich gewesen? Es wäre egal. Belle verliebt sich in etwas fernab von dem, was das Auge sieht und dem, was die Gesellschaft als angemessen empfindet. Und das bedeutet: Es kommt nicht darauf an, so zu sein, wie die Welt von dir zu erwarten scheint, wie du zu sein hast. Es kommt nicht darauf an, dass du einem Schönheitsideal, ach, überhaupt irgendeinem optischen Anspruch entsprichst. Es kommt nicht darauf an, dass du einem bestimmten biologischen Geschlecht angehörst! Du verdienst Liebe – und du wirst sie finden. Es gibt da draußen jemanden, der dich so lieben wird, wie du bist. Deine Belle. “Die Schöne und das Biest” ist tatsächlich total queer!
Disneys aktuelle Realfilm-Fassung ist übrigens queerer denn je. Erstmals in Disneys Geschichte gibt es einen kurzen schwulen Moment zu sehen. Russland hat den Film deswegen erst ab 16 Jahren freigegeben… “Die Schöne und das Biest” trägt seine Botschaft, dass Liebe alle konventionellen Grenzen überschreitet, somit deutlicher denn je nach Außen. Deswegen meine Empfehlung an alle: Ab ins Kino! Jetzt! Los! 🙂
Schreibe einen Kommentar