Heute startet die Fußball-EM der Frauen! 16 Teams kämpfen um den Titel und Deutschland ist vorne mit dabei. Warum du unbedingt einschalten solltest, lies hier!

Wenn Deutschland morgen gegen Schweden in die EM startet, schalte ich auf jeden Fall ein. Hier 3 gute Gründe, warum du das auch tun solltest!

  • Weil spannende Spiele bevorstehen…

… und Deutschland ein Favorit auf den Titel ist! Steffi Jones hat nach Antritt des Traineramts einiges umgestellt, neue Spielerinnen nominiert und versucht, dem Team einen neuen Stil zu verpassen. Die EM ist der erste große Härtetest des Teams. Sechs Mal hintereinander ist die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft Europameister geworden und strebt in den Niederlanden nach dem 7. Triumph in Folge. Das ist mal ein Brett! Ohne Frage ist Deutschland eine der führenden Frauenfußball-Nationen der Welt und tonangebend in Europa – doch wer glaubt, das könnte auch Langeweile bedeuten, der täuscht sich. Die Konkurrenz schläft nicht. Mit Frankreich, Schweden, England und Norwegen hat die deutsche Mannschaft ambitionierte Gegner im Feld der 16 antretenden Länder – so groß war eine Frauen-EM noch nie. So erwartet uns als Zuschauer ein spannender Kampf um den Titel, mit frischen Gesichtern und starken Gegnern.

 

  • Weil Frauenfußball homofreundlich ist…

… mehr als der Männerfußball auf jeden Fall. Während bei den Männern nicht ein einziger schwuler Profi bekannt ist, gibt es im Frauenfußball einige offen lesbische Spielerinnen und Trainerinnen. Prominentestes Beispiel ist vermutlich Nationaltrainerin Steffi Jones selbst. Seit der Frauenfußball 1970 vom DFB offiziell genehmigt wurde (ja, er war tatsächlich 1955 verboten worden), stellte er für viele frauenliebende Frauen eine Art Nische dar, in der sie sich finden konnten. Dass der Frauenfußball voller Lesben sei, ist zwar ein Klischee – aber auch eines mit einem gewissen Wahrheitsgehalt. Ich gebe zu, es ist auch nicht ganz zufällig, dass die Protagonistin meiner beiden Coming-out Bücher “Im Abseits der Lichter” und “Tanz ins Flutlicht” eine leidenschaftliche Fußballerin ist… Die ehemalige Nationalmannschaftstrainerin Tina Theune hat in den 80er Jahren in ihrer Diplomarbeit die These aufgestellt, dass der Anteil von Lesben im Frauenfußball bei 20 bis 40 Prozent läge (und im Spitzenbereich gar über 50%).

Steffi Jones ist nicht nur echt nett und hat dieses Foto mit mir gemacht - sie ist auch ein super Beispiel für einen offenen Umgang mit Homosexualität im Frauenfußball.

Steffi Jones ist nicht nur echt nett und hat dieses Foto mit mir gemacht – sie ist auch ein super Beispiel für einen offenen Umgang mit Homosexualität im Frauenfußball.

Auf dem Weg zu einer toleranten Gesellschaft ohne Homophobie stellt der Frauenfußball eine Chance dar, denn anders als im Herrenfußball ist Homosexualität hier eine nahezu selbstverständliche Erscheinung – so wie es sein sollte. Ich möchte nicht behaupten, dass Frauenfußball völlig frei von jeder Art von Homophobie sei – aber freier als andere Sportarten mit Sicherheit.

 

 

  • Weil Frauenfußball genauso viel Anerkennung verdient wie der Männerfußball!

Obwohl Fußball der Deutschen Lieblingssport ist, unfassbar viele Hobby-Kicker auf den Rasen zieht und noch mehr Fans in Stadien und vor die Fernseh-Bildschirme, scheint Fußball nicht gleich Fußball zu sein. Schon immer wurde Frauenfußball wie das hässliche Stiefkind des “wahren” Fußballs, des Männerfußballs betrachtet. Woher das kommt? Alteingesessener Sexismus vermutlich. Ich möchte das Frauenfußball-Verbot des DFBs von 1955 zitieren: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.” Zwar wurde dieser Quatsch 1970 aufgehoben – aber auch 47 Jahre später lebt der Frauenfußball mit deutlich weniger Zuschauern, Fördergeldern und Sponsoring als der Männerfußball (siehe auch meinen Artikel Gibt es eigentlich Frauen im Männerfußball?). Während die Herren der Schöpfung Millionen durchs Fußballspielen scheffeln, haben viele Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft noch Parallel-Jobs. Für die Herren-EM rasten wir alle regelmäßig aus, tummeln uns beim Public Viewing und schmücken unsere Autos und Fenster mit deutschen Fahnen – während die Frauen-EM mal so nebenbei passiert. Allein das zeigt das wahnsinnige Ungleichgewicht, das zwischen Männern und Frauen in ein und derselben Sportart herrscht. Sicherlich unterscheiden sich Männer- und Frauenspiele in Körperlichkeit und Tempo, es sind zwei unterschiedliche anzuschauende Spiele; und doch leisten die Akteure denselben sportlichen Aufwand. Ich persönlich finde, es macht Sinn, nicht alles miteinander zu vergleichen – doch was ich gar nicht leiden kann ist, wenn Frauenfußball belächelt wird. Wenn sich unsere Mädels für den EM-Titel den Hintern aufreißen, ist das genauso viel wert, wie wenn es die Männer-Nationalmannschaft beim Confed-Cup oder die U21 bei der EM tut.

Letztlich sind es wir Zuschauer/innen, die bestimmen, in welche Richtung es für den Frauenfußball geht. Schauen wir hin, fiebern wir mit, ziehen TV-Sender und Geldgeber nach, um diesen Sport und seine Spielerinnen zu fördern. Schauen wir weg, fristet der Frauenfußball weiter sein Dasein im Schatten der Männer und trägt so seinen Teil zu weiterhin herrschenden gesellschaftlichen Diskrepanzen in der Behandlung von Frau und Mann bei. Gerade dieser Volkssport, der Menschen aller Alterklassen und Herkünfte gleichermaßen begeistert und zusammenbringt, bietet die Chance, Grenzen zu überwinden. Auch Geschlechter-Grenzen. Also: Spätenstenst wenn Deutschland morgen gegen Schweden startet, schalt ein! 🙂