“Porträt einer jungen Frau in Flammen” erzählt die Liebesgeschichte zweier junger Frauen im 18. Jahrhundert – die eine Malerin, die andere ihr Modell. Was zunächst nach Klischee klingen mag, ist eine ausgefeilte, gefühlvolle lesbische Liebesgeschichte – ausgezeichnet in Cannes mit dem Preis für das “Beste Drehbuch“.
Frankreich, 1770. Marianne ist Malerin und wird auf eine abgelegene Insel gerufen, um dort das Porträt von Héloïse, der Tochter einer verwitweten Gräfin, anzufertigen. Das Porträt wird benötigt, da die Gräfin ihrer Tochter einen zukünftigen Ehemann in Mailand ausgesucht hat, der seine Zukünftige sehen möchte. Héloïse jedoch hat keinerlei Interesse an der arrangierten Ehe und lässt sich nicht porträtieren. Keine leichte Aufgabe für Marianne, die fortan mit Héloïse spazieren geht und dabei heimlich ihr Äußeres studiert, um sie später aus dem Kopf heraus zu malen. Es kommt, wie es kommen muss – die beiden jungen Frauen verlieben sich ineinander. Dass diese Liebe niemals in einer Welt voll strenger Konventionen bestehen kann, ist klar. Im Prinzip ist die Handlung in diesen wenigen Sätzen erzählt. Die Story ist eher schlicht, es passiert nicht viel – und doch passiert so viel.
Lesbische Liebe im 18. Jahrhundert – tabu, verboten, unmöglich, sie zu leben – aber so sinnlich…
“Porträt einer jungen Frau in Flammen” schafft es mit wenigen Charakteren, wenigen Ereignissen, leisen Tönen aber unzähligen langen, tiefen Blicken eine intensive Liebesgeschichte zu erzählen, die durch und durch geht. Das sanfte Kratzen des Pinsels auf der Leinwand, das Knistern des Feuers im Kamin, das Rauschen des Meeres unterhalb der Klippen – all das füllt den Film mit einer aufgeladenen Atmosphäre, die durchdrungen wird von der zunächst zarten und schließlich leidenschaftlich aufflammenden Liebe zwischen den beiden Protagonistinnen.
Ohne klagend zu werden, weist der Film dabei immer wieder auf die Schwierigkeiten und Widrigkeiten, denen sich Frauen in jener Epoche zu stellen hatten. Von erzwungene Ehen über das Verbot, Männer zu malen, damit Frauen bloß keine wahre Kunst kreieren konnten, bis hin zu unbeholfenen und schmerzhaften Schwangerschaftsabbrüchen – das Leben für Frauen war hart, in allen Belangen beschränkt und vorherbestimmt. Marianne und Héloïse finden für wenige Tage ein kleines freies, leidenschaftliches Paradies miteinander – und doch wissen sowohl sie als auch die Zuschauer die ganze Zeit, dass es scheitern muss. Was bleibt den beiden Frauen in so einer Welt?
Augenblicke; Blicke und Bilder. Die Tragik, die Kunst, die ganze Leidenschaft des Films gipfelt in der letzten Szene des Films. Wir folgen mit dem Auge der Kamera Mariannes letztem Blick auf Héloïse und sehen in deren Blick wiederum alle Emotionen, die “Porträt einer jungen Frau in Flammen” in sich vereint. Ein magischer Moment eines besonderen Films – intim und doch gewaltig, einfach und komplex zugleich. Absolute Empfehlung!
Januar 9, 2020 um 11:44 am
Hallo Lina,
vielen Dank für Deine Filmempfehlung. Die Aussage von Dir „Die Story ist eher schlicht, es passiert nicht viel – und doch passiert so viel“ macht mich doch neugierig. 🙂 Werde „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ mal auf meine Liste setzen, denn für lesbische Liebesgeschichten bin ich immer zu haben.
Zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zählen „I can’t think straight“ und „The World unseen“.
Kennst Du vielleicht den Film „Der Honiggarten – Das Geheimnis der Bienen“, hast Du den gesehen?
Viele Grüße
Denise