Wie vollziehe ich mein Coming-out?
Ein Coming-out ist nichts, was man einmal macht und dann nie wieder. Egal, vor welchem Menschen du dich zum ersten Mal outest – von diesem Moment an wird kein Schild auf deiner Stirn kleben und allen anderen Menschen sagen, wie es um deine Sexualität bestellt ist. Was irgendwie beruhigend ist. Aber du wirst dich aller Wahrscheinlichkeit nach wieder und wieder und wieder outen müssen… Das Gute daran: Mit jedem Mal wird es einfacher.
Vor wem soll ich mich zuerst outen?
Es ist naheliegend, dass sich das erste Coming-out im Freundes- oder Familienkreis vollzieht. Dort sind die Menschen, mit denen du am meisten zu tun hast und die für dein alltägliches Leben am wichtigsten sind. Am besten suchst du dir eine nahestehende Person, bei der du das Gefühl hast, dass du mit ihr gut reden kannst. Das kann deine beste Freundin, Mutter oder dein Bruder sein – du weißt am besten, mit wem du reden kannst.
In welcher Situation soll ich mich outen?
Vielleicht ist es nicht die beste Idee, sich in der Kurve eines Bundesliga-Fußballstadions oder nachts in einem überfülltem Club seinen Freunden zu offenbaren – denn dann verstehen sie dich bei der Lautstärke nicht und sind in der Masse nicht frei genug, um genauer auf dich einzugehen. Besser ist also ein Gespräch unter vier Augen in angenehmer Umgebung, wie vielleicht bei einem Spaziergang, bei dem man seine Nervosität in der Bewegung abarbeiten kann. Wenn so ein direktes Gespräch noch zu krass ist – ich habe mein erstes Coming-out im Freundeskreis in einem Chat hingelegt. Dabei hat mir geholfen, dass ich demjenigen nicht direkt gegenüber stand, sondern schön sicher vor meinem Computer sitzen und mir meine Worte sorgfältig zurecht legen konnte. Letztlich sind äußere Umstände relativ egal – gut ist, wenn du dich wohl fühlst!
Was soll ich sagen?
Wenn es soweit ist, ist egal, was man genau sagt. Ein „Ich bin lesbisch” wäre klassisch, mag manchem aber zu direkt erscheinen, “Ich stehe auf Frauen” tut es auch. Wichtig ist, dass man es sagt! Selbst, wenn dein Gegenüber erst einmal überrascht, irritiert oder verwirrt reagieren sollte – oftmals brauchen Leute nur ein bisschen Zeit, um den Gedanken sacken zu lassen. Nach meinen Coming-outs wurden mir immer einige neugierige Fragen gestellt – “Seit wann ist das so? Wie hast du es gemerkt? Wem hast du es schon gesagt?” – und das fand ich gut. Jedem Menschen, vor dem ich mich geoutet habe, bin ich so näher gekommen.
Bei mir war das so…
Da ich meine gesamten Teenagerjahre mit dem Gedanken ans Lesbischsein durch die Welt gerannt bin, hat meine Mutter davon irgendwann Wind bekommen. Mütter haben da so ein bestimmtes Gefühl für, selbst wenn sie es sich vielleicht nicht so wünschen würden und erst ihre Probleme damit haben könnten. Mein Coming-out vor meiner Mutter musste ich nicht planen – sie hat mich darauf angesprochen und hatte sich selbst bereits auf meine Antwort vorbereitet. Anders lief das bei meinen Freunden.
Meinen Freunden gegenüber habe ich das insgesamt größere Versteckspiel gespielt. Als Schülerin einer Mädchenschule, wo es ab einem gewissen Alter wenig spannenderes als Jungs gab, habe ich mich einfach angepasst. Ich habe zugehört, wenn für Jungs geschwärmt wurde, hier und da meinen verständnisvollen Kommentar abgegeben… Einfach mitgemacht. Und bloß nicht durchblicken lassen, dass ich das vielleicht anders empfinden könnte. Selbst, als ich in meiner Abiturphase meine erste feste Freundin hatte, habe ich das so lange für mich behalten, bis ich das Abi in der Tasche hatte. Somit habe ich kein Coming-out in der Schule vollzogen. Nach und nach habe ich mich dann vor meinen Freundinnen geoutet – erst vor der einen, dann vor der anderen, peu á peu – und alle haben gut reagiert. Keine hatte es geahnt, aber alle waren locker und mit allen bin ich auch heute, Jahre später, noch befreundet.
Rückblickend betrachtet denke ich, dass ich mich früher hätte outen können, ohne den Kopf dafür abgerissen zu bekommen – aber hinterher ist man immer schlauer, nicht wahr? Ich habe meine Zeit gebraucht und manchmal brauche ich sie auch heute noch. Es ist ja Quatsch, jeden neuen Menschen, den man kennenlernt, mit „Ich bin übrigens lesbisch!“ zu begrüßen. Aber ich bin dazu übergegangen, das Thema schnell zu klären, wenn ich das Gefühl habe, dass ich mit der neuen Bekanntschaft zukünftig mehr zu tun haben möchte.
Es gibt nicht das Coming-out – es gibt nur viele davon! Wenn es einmal, zweimal, dreimal geschafft wurde, wird es immer leichter. Ob man sich nun auch in der Schule oder auf der Arbeit outen möchte, vor Menschen, mit denen man sonst nicht viel am Hut hat, bleibt jedem selbst überlassen. Bis jetzt lehrten mich meine Erfahrungen: Es fühlt sich gut an, zu sich zu stehen.
September 10, 2016 um 8:39 am
Immer wieder höre ich Coming-Out-Geschichten wie deine. Was ich mich frage ist, ist das wirklich nötig? Ich hatte eigentlich nie ein Coming-Out. Wenn ich verliebt war, habe ich bei meiner Familie immer viel von dieser Frau erzählt. Mein Vater fragte irgendwann, nur um sicher zu gehen, „Diese x, ist das deine Freundin oder deine Lebensgefährtin?“ Aber eigentlich kannte er meine Antwort vorher schon.
Heute spreche ich mit Menschen im Arbeitskontext über die Wochenendplanung und sage dann z.B. meine Freundin und ich … Nur selten fragt mal jemand nach. Und trotzdem wissen sie alle, dass ich lesbisch bin, sie hören nicht einfach nur darüber hinweg.
Hetero/as outen sich nicht. Warum sollten wir?
September 10, 2016 um 10:36 am
Hi Cora!
Ich denke, letztlich ist es immer eine individuelle Geschichte, ob man sich offiziell vor Leuten outen muss oder nicht. Aber selbst wenn man nur mal sagt „Ich habe eine Freundin“, kommt das ja schon einem Coming-out gleich. Ich verstehe das Thema Coming-out so, dass es hauptsächlich darum geht, dazuzustehen, wie man lebt und wen man liebt. Mich hat die Erwartung, dass ich hetero sei, total unter Druck gesetzt früher. Fragen in der Schule oder von Großtanten wie „Hast du einen Freund?“ haben mich in Verlegenheit gebracht. Ich konnte zwar sagen „Nein“ – aber ich habe den Zusatz „Ich habe eine Freundin“ verschwiegen. Das fühlte sich an wie lügen oder – wie mich im Schrank zu verstecken. Erst als ich mich vor einigen Leuten erklärt und somit geoutet hatte, konnte ich lernen, souveräner damit umzugehen. Heteros haben diesen speziellen Erwartungsdruck nicht, denn sie erfüllen ja die Erwartungen und leben quasi bereits außerhalb des Schranks. Hinzukommt, dass jeder offene Homosexuelle der Sichtbarkeit der LGBT-Community hilft und als Beispiel auch denen, die aus Unsicherheiten und Ängsten ihre Homosexualität verstecken oder nicht ausleben. Aber wie gesagt – ein Coming-out ist immer eine individuelle Sache 🙂 In Schritt 4 dieser Blog-Reihe bespreche ich übrigens auch das Thema „Braucht es überhaupt heute noch ein Coming-out“
Liebe Grüße! 🙂
Dezember 19, 2017 um 7:27 pm
Ich habe eine frage.
Seit einigen jahren vermute ich, dass ich bisexuell bin. Ich habe es allerdings verdrängt. Irgendwie habe ich mich in der letzten woche intensiv damit beschäftigt & außeinandergesetzt & bin zu dem schuss gekommen, das ich lesbisch bin. Vielleicht wollte ich es vorher einfach nicht wahrhaben. Allerdings – geht das so schnell? In ein paar wochen? Warum fühlt es sich so unrealistisch an? Ist das normal & wie kann ich es ‚realisieren‘ & ‚akzeptieren‘?
Muss ich mich vor allen freunden outen, auch vor denen, die eher in die homophobe richtung gehen? Und wenn meine familie homophob ist und ’schwul‘ manchmal als beleidigung nehmen, muss ich mich vor denen outen? Tut mir leid wegen den ganzen fragen… ich bin einfach nur super verwirrt.
Ich bin 13, falls das hilft…
P.s.: wirklich toller post, er hat mir echt geholfen. <3
Dezember 19, 2017 um 7:28 pm
Ich meinte ‚Schluss‘ nicht ‚Schuss‘, tut mir leid wegen dem tippfehler.
Dezember 20, 2017 um 11:41 am
Hi Greta!
Schön, dass du mir schreibst! 🙂 Ich glaube, sich selbst kennenzulernen (und auch gerade seine Sexualität kennenzulernen) ist ein Prozess. Wahrscheinlich bist du da einfach gerade mitten drin! 🙂 Ich persönlich habe in meiner kompletten Teenager-Zeit immer wieder mit mir gerungen – obwohl ich eigentlich auch schon sehr früh „wusste“, dass ich lesbisch bin. Ich wollte es aber nicht sein. Es hat Jahre gebraucht, bis ich das vollkommen akzeptiert hatte. Aber das ist auch kein Problem – wichtig ist bloß, dass man erkennt, was in einem vor sich geht, und sich nicht dafür fertig macht, sondern es versucht anzunehmen. Dann kann man ganz entspannt schauen, wie sich das weiterentwickelt. Du brauchst dich auch nicht sofort vor allen Leuten outen – vielleicht suchst du dir am besten erst einmal jemanden, dem du vertraust, und redest mit demjenigen darüber. Mach dir keinen Stress. 🙂
Ich wünsche dir alles Gute! ❤️
Liebe Grüße
Lina
Dezember 20, 2017 um 6:34 pm
Vielen Dank <3
Oktober 14, 2020 um 1:11 pm
Interessant, dass deine Mutter es schon gemerkt hatte. Ich werde mein Coming-out so gestalten, dass ich einfach immer mal Queer Produkte mit mir führe. Leider habe ich noch keine Freundin, sonst würde ich die meinen Eltern einfach vorstellen. Die sind so mit sich beschäftigt, dass ihnen bestimmt noch nichts aufgefallen ist. Ich bestelle nun erstmal einen Regenbogen-Beutel. Bin gespannt, ob ich darauf angesprochen werden.
November 4, 2020 um 9:09 pm
Hallo!
Ich bin mir sicher das ich lesbisch bin und habe mich meiner Mutter schon geoutet. Ich habe auch vor es meinen Besten Freunden zu sagen. Leider bin ich unsicher wie ich es anderen Mitschühlern sagen soll weil ich nicht weiß wie sie reagieren würden und ob ich es ihnen überhaubt sagen muss? Ich gehe in die 8 Klasse und werde halt noch voll lange in die Schule gehen,da hätte ich Angst das das trotzdem rauskommen würde obwoll ich das nicht will. Ich bin völlig hin und her gerissen.
Vielen Dank für deinen post hatt mir echt gehollfen.
LG Stine
November 16, 2020 um 7:03 pm
Hi Stine!
Ich würde vorschlagen: step by step. Sag es erst einmal deinen Freunden – das ist schon ein toller Schritt! 🙂 Du musst dich auch nicht vor die Klasse stellen und es offiziell verkünden (außer das ist genau das, was du möchtest). Ich persönlich habe mich in der Schule nie geoutet, dazu war ich einfach nicht bereit. Im Nachhinein weiß ich nicht, ob das unbedingt nötig gewesen wäre – aber ich kann dennoch noch nachvollziehen, warum einen die Vorstellung, in der Schule out zu sein, beunruhigen kann. Das wichtigste ist, dass du zu dir selbst stehst und dich nicht verstellst. Wenn du Freunde an deiner Seite hast, die dir den Rücken stärken, fällt das bestimmt noch leichter. 🙂 Ich wünsch dir alles Gute! Deine Lina
März 16, 2021 um 8:57 am
Hallo , vielen dank für diese Seite. Seid ich denken kann habe ich mich selber als Jungsmädchen bezeichnet. Mein bester Kumpel war ein Junge Ich hasste alles was rosa war und mit Mädchen und ihren spielen könnte ich nichts anfangen. Meine Mutter hat mich oft gezwungen Mädchenhaft zu sein also Mädchensachen anzuziehen mit Puppen zu spielen und so weiter. Mein Held war immer mein Dad, Motorad fahren Lego bauen Autorennbahn und vieles mehr. Als ich mit 5 zum Fussball gekommen bin habe ich mein Ding gefunden ,was ich liebe . Am liebsten nichts anderes mehr machen. Aber mit den Jungs aus meiner Mannschaft hatte ich kaum Kontakt. Das änderte sich alles als mit 12 J ein besonders süsses Mädchen in meine Mannschaft gekommen ist. Von ersten Tag habe ich mich zu ihr hingezogen gefühlt. Es war als ob man, in einen schwarz-weiss Film Farbe gekippt hätte. Wir wurden beste Freundinnen und verbrauchten immer mehr Zeit miteinander. Irgendwann einmal war sie bei mir und wir haben einen Film geschaut. Wie so oft haben uns gekitzelt gerauft und gelacht. Plötzlich lagen wir völlig verschwitzt und außer Atem aufeinander , haben uns in die Augen geschaut sie sagt ich habe Dich so lieb. Ich hätte sie so gern geküsst bin aber aus der Situation geflüchtet. Von diesem Tag war alles anders. Irgendwie fanden wir nicht mehr zueinnander die Freundschaft wurde immer komplizierter. Bei ihren Eltern ignorierte sie mich komplett ohne ihre Schwester hätte wir nur geschwiegen. Mir war dann immer, als ob ich erfriere. Wir haben nie darüber geredet aber ich wusste jetzt wo ich hingehörte. Mit der Zeit wurden die Kontakte immer weniger kein guten Morgen per Whatsapp keine Sprachnachricht kein Guten Nacht mehr. Ich habe mich so alleine gefühlt obwohl ich eine feste Freundin habe und auch viele andere Freunde. Letztens wollte ich in einem Brief alles klären mein Dad hat gesagt ich solle Gefühle vermeiden weil er denkt, sie versteht es nicht.
In der Antwort hat sie dann geschrieben“ ich glaube das du auf Mädchen stehst , aber ich finde Jungs süss “ Da sind bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Auch wenn es wahrscheinlich alle im meinem Umkreis ahnen ich hatte es noch nie ausgesprochen. Sie hatte dazu kein recht , zumal wir uns seid Wochen nur noch über belanglose Sachen geschrieben haben. Wenn , dann möchte ich es sagen wenn ich es für Richtig halte. Ich habe die Freundschaft wenn es das überhaupt noch war in den Pausenmodus versetzt. Beim Fussball ist es für mich besonders schwer wenn ich sehe wie sie alleine steht und ich mit den Mädels Spaß habe. Sie bräuchte sich nur zu uns stellen aber sie kommt nicht. Sie hat mir das auch geschrieben in ihrem Brief , das sie das enttäuscht und wütend macht wenn ich sie ignoriere und keine Zeit für sie habe. Aber genauso habe ich mich die letzten Monate Gefühlt , wenn sie mit anderen Spass hatte aber nicht an mich gedacht hat. Oder nur ein Hey kam , aber sie auf Whatskapp Stunden online war. Ich denke ich werde mich Outen wenn meine Freundin so weit ist.
März 20, 2021 um 9:41 am
Hey Marie,
vielen Dank fürs Teilen deiner Geschichte! Ich habe letztens mal gelesen, dass wenn man sich outet, es nie nur um einen selbst geht, sondern das eben auch etwas mit den Leuten macht, vor denen man sich outet. Erinnert mich ein bisschen an deine Situation mit deiner guten Freundin, die scheinbar ihre ganz eigene Baustelle im Umgang mit deiner sexuellen Orientierung hat. Ich finde, es liest sich stark und vernünftig, wie du damit umgehst! Ich wünsche dir weiterhin alles Gute <3
April 16, 2021 um 1:44 pm
Hallo Lina,
Deine Beiträge zum Comingout haben mich darin bestärkt, dass es richtig war es zwei Freundinnen zu erzählen und das mit meinen Eltern schon noch irgendwie wird. Und ja, am meisten Angst habe ich vor dem Comingout bei meiner Mutter
Mir ist in deinem Artikel übrigens noch ein Rechtschreibfehler aufgefallen. Statt bestimmtest Gefühl meintest du sicher ein bestimmtes Gefühl, das deine Mutter hatte.
Liebe Grüße,
Viola
März 8, 2022 um 2:17 pm
Hi Lina,
Ich glaube auch , dass ich lesbisch bin, bin aber momentan nicht verliebt und hab auch erst ein mal für ein Mädchen geschwärmt. Bin ich wirklich lesbisch? Ich bin 11 und anders als die anderen Mädchen. Wenn bei denen dreht sich momentan alles nur um Jungs, sie reden über nichts anders mehr als über ihre Verliebtheit, Beziehungen und meine beste Freundin zeigt mir regelmäßig all die Nachrichten, die sie und ihr“Freund“ sich geschickt haben . Ich strenge mich dann immer an, interessiert zu gucken, mitfühlend Kommentare abzugeben oder irgendsowas .
Tut es aber nicht.
Ich habe wie schon erwähnt schon einmal für jemanden geschwärmt, nämlich für meine beste Freundin. Sie war aber so hetero, wies nur geht, war in 3 Jungs in einem Jahr verknallt! Und überhaupt . Ich hab es ihr natürlich nicht gesagt, um unsere Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen und es wurde wieder alles “ normal “ zwischen uns. Das war vor zirka einem Jahr. Ich habe es irgendwie vergessen, oder verdrängt, hab nicht mal gewusst, dass das wirklich nicht nur freundschaftlich war. Bis vor ein paar Wochen. Dann kam meine persönliche Bombe. Bumm.
Ich hab Harry Potter Tests im Internet gemacht, als ich dann einen Lesben Test entdeckt habe. Ich dachte mir, dass ich lesbisch sein könnte, weil ich mich eben schon immer anders gefühlt habe. Ich habe einen anderen, “ jungenhafteren“ Kleidungsstil, irgendwie einen anderen Humor und habe zwar nur Mädchen als Freunde, aber verstehe mich Abgesehen von diesen Liebesdingern auch besser mit Jungs als die anderen.
Dann habe ich so einen Lesben Test gemacht und dann noch einen , noch einen und noch einen, eine Zeit lang fast jeden Tag . Bei fast jedem Test war ich lesbisch und bei keinem hetero.
Sind ein paar Wochen trotzdem zu wenig, wenn ja, wie lange soll ich noch warten, bis ich das mir dem Come out mache? Und wenn ich mich oute, soll ich es als erstes meiner besten Freundin erzählen? Ich möchte es zuerst einer Freundin und nicht der Familie erzählen, ich hab nämlich vor allem Angst vor der Reaktion von ihnen. Aber ich hab ein Problem, nämlich dass sich die Freundin, der ich am meisten vertraue zurzeit nicht so für mich interessiert, sondern nur für ihren “ Freund“ . Soll ich mich trotzdem zuerst vor ihr outen? Ist es Klug, zuerst zu schauen, wie die anderen bei sowas reagieren, z . B. Wenn ich sage ich hab Wahrheit oder Pflicht Fragen aus dem Internet herausgesucht, in Wahrheit aber eine Frage dazugemischt habe zum Beispiel “ Wie stehst du zu Lesben, stell dir vor, deine BFF ist eine Lesbe, würdest du sie verraten oder für was stehen für dich Regenbogenfarben“? Und wenn es eine Freundin weitererzählt und es jemand weiß bei dem ich weiß, wenn er/ sie es weiß ist alles verloren und der oder die es dann auch wirklich rumposaunt, was soll ich dann tun? Ich schäme mich nicht dafür sondern bin gerne eine Lesbe, aber ich möchte es eben selbst entscheiden, wem ich was erzähle. Sorry für die viiiiieeeeelen Fragen, LG Ginny
März 12, 2022 um 6:37 pm
Hey liebe Ginny! 🙂
Danke für deinen Kommentar! Der beste Rat, den ich erstmal geben kann: Mach dir bitte keinen Druck. 🙂 Mit 11 Jahren (und auch darüber hinaus) muss niemand unbedingt wissen, wie er oder sie die jeweilige sexuelle Identität benennen sollte. Du hast Zeit. Du kannst alles auf dich zukommen lassen! 🙂 Auf so Tests im Internet würde ich nicht zu viel geben – du hast in dir selbst sicherlich schon gewisse Vermutungen und beantwortest Fragen dann auch dahingehend. Wichtig ist, dass du auf dein Gefühl hörst, aber dich auch nicht deswegen stresst. Auch ein Coming-out eilt nicht. Wenn du dich danach fühlst, mit jemanden darüber zu reden, dann tu das – such dir eine Person, der du vertraust, dafür. Ich denke, es macht durchaus Sinn, erstmal die allgemeine Stimmungslage dahingehend zu prüfen – also wie die Person, der du davon erzählen möchtest, generell zu dem Thema steht. Ich persönlich habe es auch schon früh geahnt – aber ich habe mich erst getraut, darüber zu sprechen, als ich meine erste Freundin hatte. Dadurch hatte ich mehr Stärke, weil da eben noch eine Person war, die auf jeden Fall zu mir hielt. Es gibt kein perfektes Rezept für sowas – letztlich ist es eine Gefühlssache und eine ganz individuelle Geschichte. Nur bitte: Stress dich nicht. 🙂 Go with the flow. 🙂 Du klingst auf jeden Fall sehr stark und selbstbewusst. Deshalb bin ich mir sicher: Alles wird gut :*
Deine Lina
März 8, 2022 um 2:32 pm
Außerdem ist das Problem, dass ich nicht weiß, wer aus meiner Schule lesbisch ist. Vielleicht bin ich sogar die einzige Lesbe der ganzen Schule!! Aber vielen vielen Dank für diese Seite! Du hast mir schon echt geholfen!
Mai 21, 2022 um 2:47 pm
Hallo Lina, vor etwas mehr als einem Jahr, habe ich dir hier schon einmal geschrieben. Inzwischen hat sich viel getan. Ich bin seit einem Jahr glücklich in einer Beziehung mit dem tollsten Mädchen, was es gibt. Ein Coming-out hatte und brauchte ich nicht. Mein Auftreten ist so offensichtlich, dass ich so einige Klischees erfülle. Alle, die mich kennen wissen inzwischen, dass ich Mädchen liebe. Vereinzelt kommen auch mal negative Kommentare. Meine Freundin hat es irgendwann ihrer Mom erzählt. Sie hat eine Weile gebraucht, um damit klarzukommen. Jetzt ist sie der Meinung, es ist nur eine Phase und es wird vorbeigehen. Aber sie akzeptiert uns als Paar, mehr oder weniger. Das schönste ist, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen. Bei mir in der Schule wissen es alle. Bei meiner Freundin nur enge Freunde und ein Teil der Familie. Wir können Hand in Hand durch die Stadt gehen. Ohne Angst zu haben, dass Eltern oder Freunde uns sehe. Das Mädchen, das ich in meinem Schreiben vor einem Jahr so gerne geküsst hätte und die mir geschrieben hat, sie findet nur Jungs süß, hat sich jetzt geoutet und ist mit einem Mädchen zusammen. Bei ihr ist es aber komplizierter, die Mom und ihre Schwester haben das Mädchen sehr unterstützt und ihr halt gegeben. Ohne ihr zu zeigen, wie schwer es ihnen fällt, damit klarzukommen. Auch sie hoffen das es nur eine Phase ist. Ich wusste es aber schon immer. Schade, dass sie damals noch nicht so weit war. Sonst wären wir jetzt vielleicht ein Paar.
Vielen Dank für diese Seite. Ich empfehle sie allen, die ihr Outing noch vor sich haben. Marie
Mai 26, 2022 um 6:23 pm
Hallo Marie, danke für deine Nachricht – so eine schöne Geschichte! Freut mich sehr zu lesen!!! 🙂 Und lieben Dank auch für die lieben Worte & die Empfehlung. <3 Ich wünsche dir und euch weiterhin alles Gute & gaaaanz viel Liebe 🙂